Akzeptanz – annehmen, was ist …

Akzeptanz heißt: ich nehme etwas an, ohne „wenn“ und „aber“.

Ich akzeptiere Tatsachen, Wahrnehmungen und Gefühle, auch wenn es nicht meinen Erwartungen entspricht. Ich entscheide: ich lebe jetzt. Und nicht in der Vergangenheit. Wer ständig versucht, Vergangenes ungeschehen zu machen, zu analysieren oder zu rechtfertigen, hat keine Kapazitäten mehr frei für Neues. Wer sich ständig über Vergangenes ärgert, hat keine Energien mehr für Neues. Ärgern und Hinterhertrauern blockieren die Gegenwart, Loslassen setzt Energien frei für Neues.

Manche Dinge sind unabänderlich – man kann gegen sie kämpfen – oder sie als gegeben akzeptieren UND DARAN WACHSEN!
Und der Ausgangspunkt sind wir selbst:

Akzeptieren heißt nicht, dass wir es gut finden, es wollen oder es uns ausgesucht haben. Aber es ist da und nicht zu ändern. Also geben wir ihm Raum..

Akzeptieren ist ein aktives Tun. Es gibt keine Abkürzung. Kein Problem löst sich wie im Film auf, sondern es macht Arbeit, es zu lösen..

Akzeptieren heißt nicht, dass wir schwach sind und aufgeben. Wir geben nur unnötigen Widerstand auf und erschöpfen uns nicht in einem Kampf, den wir nicht gewinnen (können)..

Akzeptieren heißt nicht, dass etwas für immer so bleiben muss. Indem ich etwas JETZT anerkenne, bin ich nicht auf alle Zeit festgelegt. Dinge ändern sich… und damit auch die Möglichkeiten..

„Oh“, sagte der kleine Löwenzahn, „meine Wurzel ist an einen Stein gestoßen. Jetzt kann ich sie gar nicht nach unten wachsen lassen. Das muss sie aber, sonst werde ich nicht groß!“

Wie „Akzeptieren“ geht? Mit einer wunderbaren Geschichte und ein paar einfachen Gedanken:

„Mach dir nichts daraus“, sagte der große Löwenzahn, „das passiert immer wieder. Lass deine Wurzel einfach um den Stein herumwachsen“.
Darauf der kleine Löwenzahn: „Da muss ich ja einen großen Umweg zur Seite machen. Ich habe eine Pfahlwurzel, ein Teil von mir ist eine Pfahlwurzel! Und das heißt: senkrecht nach unten.“
„Ich weiß,“ sagte der große Löwenzahn, „und trotzdem …“.
„Nein, nein, nein“, ereiferte sich der kleine Löwenzahn: „Pfahlwurzel bleibt Pfahlwurzel! Ich wachse nur nach unten!“
Und blieb klein.

Diese kleine Geschichte kann jeder von uns mühelos auf sich selbst übertragen.
Wie beim kleinen Löwenzahn der Stein legt uns das Leben Hindernisse in den Weg, stellt uns Aufgaben, bereitet Enttäuschungen, und es gibt unerwünschte Erlebnisse, die wir erst einmal ablehnen: Krankheit, Tod, Verrat, falsche Entscheidungen, die getroffen wurden und nicht mehr rückgängig zu machen sind, ungute Kindheitserlebnisse –unzählige Dinge, von denen wir eigentlich nicht möchten, dass sie da sind. Aber jeder Mensch hat ein oder mehrere davon, und sie sind unser Stein, an dem wir uns stoßen. Sie tun weh, und sie sind immer mit jeder Menge unguter Gefühle verbunden: Trauer, Wut, Verletzung, Enttäuschung, Angst, Schmerzen und/ oder Scham. Oft auch viele Gefühle auf einmal.

Unsere menschlichste Reaktion darauf ist verdrängen, negieren, leugnen, einfach weitermachen wollen, wie wir es uns vorgenommen haben. Aber unsere Wurzeln wachsen und müssen einen Weg finden. So stoßen wir uns an dem Stein, immer wieder und müssen eine Entscheidung treffen:
akzeptieren, dass der oder die Steine da sind, sie integrieren und herumwachsen oder sie abzulehnen, zu bekämpfen und in Stillstand zu verharren.

Vorwärts oder Stillstand, Entwicklung oder Rückschritt. Entscheiden wir uns für das Letzte, dann geht es nicht nur nicht weiter, sondern mit der Zeit wird unser Zustand schlimmer, weil wir in eine negative Spirale aus „Dagegensein“, „Verweigerung“, „Mit-sich-Hadern“ und den entsprechenden körperlichen und seelischen Empfindungen geraten.

Oft bekommen wir Mitgefühl („Du Arme!“) und Verständnis(„das kenne ich!“) von unserer Umgebung, wenn wir über den Stein jammern, und es erscheint verlockend, sich in diesem tröstlichen Kokon zu ergeben.
Oder lassen wir das, von dem wir eigentlich nicht wollen, dass es da ist, existieren, geben Raum, beobachten, lassen laufen, gewöhnen uns daran und finden unseren eigenen Weg damit umzugehen? Bestehen wir darauf, nur den einen möglich erscheinenden Weg zu gehen – in die Tiefe – oder finden wir einen eigenen Weg um den Stein herum?

Akzeptieren bedeutet nicht“ loswerden“, sondern „sein-lassen“, „da-sein-lassen“. Wie den Stein, der immer da sein wird.

Und mit der Zeit werden die Kanten des Steins sich abschleifen, tun weniger weh, Moos wächst darüber, während unser Weg um den Stein herumgeht und in neue Gegenden vordringt.

Akzeptieren ist keine Schwäche, sondern Stärke, die unangenehme Teile nicht abspaltet, sondern integriert, und die uns zu Neuem aufbrechen lässt.

Akzeptieren heißt: annehmen, was ist und: WEITERMACHEN!

Die Fähigkeit, unangenehme Dinge zu akzeptieren, gilt nicht umsonst als eine der Säulen für psychische Belastbarkeit. Erst durch gesundes Loslassen können Fantasie und Kreativität für Neues wieder fließen. Für den kleinen Löwenzahn hieße das, z.B. um den Stein herum oder zur Seite zu wachsen.

Zentral für Akzeptanz ist Selbstannahme. Annehmen, was ist, heißt auch, MICH annehmen, wie ich bin. Wer sich selbst als Mensch mit Fähigkeiten und Ressourcen, mit kleinen Fehlern und Unperfektheiten annehmen kann, kann auch leichter mit schwierigen Situationen oder Menschen umgehen.

Jede Veränderung fängt idealerweise mit einer Bestandsaufnahme bei sich selbst an.

Dazu stellen wir uns zwei Fragen:

Was in Deinem Leben ist gerade am schwersten/negativsten? 

Was würde sich für Dich verändern, wenn Du diesen Punkt in Deinem Leben annehmen und deinen Frieden damit machen würdest? 

(In ihrem „Übungsbuch Resilienz“ beschreibt Fabienne Berg (Jungfermann- Verlag) viele weiterbringende Fragen zur Selbstakzeptanz)

Mit der ersten Frage identifizierst du das, was im Moment am schwierigsten für dich ist und am meisten weh tut. Wäre es nicht ein verlockender Gedanke, wenn du diesen Punkt „abhaken“ könntest? Wissen, er ist da, aber: zur Seite legen, da sein lassen, nicht mehr beachten und die Energie einsparen, die es kostet, sich über diesen Punkt aufzuregen? Ihn aus einiger Entfernung zu betrachten wie einen kleinen, lästigen Mitbewohner, der halt da ist und nervt — aber nicht mehr wichtig ist.

Und mit der Beantwortung der zweiten Frage löst du dich aus deiner Fixierung des „Problematischen“ und „Negativen“ und erweiterst deinen Radius hin zu positiven Empfindungs- und Handlungsmöglichkeiten. Veränderung ist nur möglich , wenn die vorhandene Energie in Handeln gesteckt wird und nicht in „dagegen-kämpfen“.

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